Bislang drei Mal fand für einige Jahre kein Frühjahrsgauschießen statt.
Die erste große Lücke in den Annalen des Gaus findet sich während des 1. Weltkrieges von 1915 bis 1919.
Während des 2. Weltkriegs und in den ersten Nachkriegsjahren zwischen 1939 und 1950 fand für zwölf Jahre kein Frühjahrsgauschießen statt und von 2004 bis 2007 ebenfalls.
Hoffen wir, dass diese Lücken die einzigen sein werden, die unsere Gauchronisten zu verzeichnen haben.
Am heutigen Festakt des 79. Gauschießens erlaube ich mir anzumerken, dass sich unser Gauschießen wohl aufgehoben fühlt hier in Emershofen. Findet es hier schon zum vierten Mal statt.
Mit diesen Worten wurde am 30. Oktober 1910 in der Bahnhofsrestauration zu Weißenhorn auf Initiative von Dentist Gustav Schall von den Schützenvereinen Buch, Grafertshofen, Emershofen und dem Zimmerstutzenverein Weißenhorn mit ihren rund 300 Mitgliedern der Rothtalschützengau gegründet.
Es wurde folgende Gauvorstandschaft gewählt:
1. Gauschützenmeister Gustav Schall, Weißenhorn
2. Gauschützenmeister Jakob Fortner, Grafertshofen
Kassier Anton Kling Weißenhorn,
Schriftführer Josef Mareis Weißenhorn.
Die Aufnahmegebühr betrug 5 Mark je Verein, ferner musste jedes Mitglied eines Vereins 10 bis 20 Pfennig jährlich zur Ausrichtung des Gauschießens abführen. Der Gaubeitrag pro Schütze wurde auf 50 Pfennig jährlich festgelegt.
1911 wurde das erste Gauschießen in Weißenhorn mit großem Erfolg abgehalten.
Am 17. Juli 1912 trat der Schützenverein Oberhausen dem Rothtalgau bei, ihm folgten 1913 die Vereine Osterberg, Unterroth und Oberroth und schon 1914 kamen Obenhausen und Roggenburg dazu. So konnten jährlich weitere Vereine aufgenommen werden. Der erste Weltkrieg brachte alles zum erliegen.
Im Jahre 1920 wurden die Schützen wieder aktiv. 1922 dankte Gustav Schall, der Gründer des Rothtalschützengaus als 1. Gauschützenmeister ab. Sein Nachfolger wurde Max Schultheiß. In dieser Zeit war die Mobilität des einzelnen auf das Fuhrwerk oder Fahrrad und in seltenen Fällen auf das Automobil beschränkt. Die weiten Wege zu den Gauvereinen konnten also nur sehr beschwerlich angetreten werden. Nicht selten war eine Tagesreise notwendig. Dies war auch der Hauptgrund, dass sich 1926 am 3.und 24. Januar in der Brauereigaststätte Mahler zu Pfaffenhofen die Zimmerstutzenvereine Holzheim, Pfaffenhofen, Roth, Ettlishofen, Beuren und Niederhausen trafen und den Austritt aus dem Rothtalschützengau verkündeten. Ein neuer Schützengau „Unterrothtal“ wurde gegründet.
Schon 1927 traten die Schützengaue dem schwäbisch-bayerischen Schützenverband zu Augsburg bei. In den dreißiger Jahren stand Karl Aubele dem Schützengau vor. Das 25 jährige Bestehen des Rothtalschützengaus wurde 1935 in Weißenhorn gefeiert. Der zweite Weltkrieg brachte wieder alles zum erliegen.
So wurde der Rothtalschützengau 1950 wieder gegründet. Der Weißenhorner Kaufmann Anton Huber war Hauptinitiator und 1. Gauvorstand. Zur Wiedergründung trafen sich 13 Vereine: Beuren, Biberach/Asch, Bubenhausen, Erbishofen, Ettlishofen, Gannertshofen, Grafertshofen, Hegelhofen, Ingstetten, Obenhausen, Oberhausen, Schießen und Weißenhorn. Bis heute ist der Rothtalschützengau auf 26 Vereine/Gesellschaften gewachsen. Das 50-jährige bestehen des Rothtalschützengaus wurde 1960 in Weißenhorn gefeiert. Nach Anton Huber leitete Gauschützenmeister Richard Schmid unseren Schützengau. Die Mitgliederzahl stieg in dieser Zeit bis auf 1.500 an. Mit dem plötzlichen Ableben von Richard Schmid am 27. September 1979 stand der Schützengau vor einer schier unlösbaren Aufgabe. Der Posten des Gauvorstandes wurde aufgegeben und Walther Simmendinger stellte sich zur Wahl als 1. Gauschützenmeister. In dieser Zeit wuchs der Mitgliederstand bis auf 2.000 an.
Von 1991 bis 2009 war Günther Oberst als 1. Gauschützenmeister tätig. „Der Junge vom Alt“, der Sohn des verstorbenen Bezirksschützenmeisters Bernhard Oberst war zuvor von 1985 bis zu seiner Wahl Chronist des Gaus.
In diesen 18 Jahren war ein totaler Umbruch in der Gauverwaltung zu bewältigen. So wurden von der Ringlesemaschine bis zum PC, Telefax, Notebook und vieles andere mehr an technischen Geräten beschafft. Am 24.09.2004 wurde zudem die Internetseite des Gaus offiziell an der erweiterten Gauausschusssitzung von Gauchronist Stephan Haggenmiller vorgestellt, auf der seitdem sämtliche Informationen und Ergebnisse des Gaus bereitgestellt werden, In den Vereinen hielt die gleiche Nachrüstung Einzug.
Bis heute wurden acht neue Schützenheime gebaut. Diese Tatsache hat auch den Sportschützen eine ganz andere Ebene zur Ausübung unserer Sportart beschert.
Noch nie haben sich so viele Sportschützen aus unserem Gau an Meisterschaften und weiterführenden Meisterschaften beteiligt und behauptet. Mit Regelmäßigkeit erlangen Schützen unseres Gaus Schwäbische, Bayerische und Deutsche Meistertitel.
Unsere großen Schützenfeste finden guten Zuspruch, die Vereine haben sich zur bodenständigen Tracht bekannt. So ist ein positives Erscheinungsbild geschaffen worden.
Unsere Schützenjugend hat sich zu Brauchtum und Tradition bekannt. Knapp 30 Prozent aller Gaumitglieder sind unter 27 Jahre alt. Dies zeugt von einer sehr guten Jugendarbeit in unseren Gauvereinen.
Dank des Einsatzes des damaligen Gaujugendleiters und heutigen 2. Gauschützenmeisters Leo Knaurs wurde mit der Anschaffung einer Gaustandarte im Jahr 1999 ein neuer Höhepunkt in der Geschichte unseres Gaus erreicht. Sie wurde am 22.08.1999 feierlich geweiht. Pate stand damals der Gau Lech-Wertach. Seit nun elf Jahren begleitet die Gaustandarte Vertreter des Gaus auf Umzügen und Feierlichkeiten, musste aber auch zu weniger erfreulichen Anlässen ausrücken.
So nahm die große Schützenfamilie des Rothtalgaus in den letzten Jahren Abschied von seinem Gauehrenschützenmeistern Michael Neumeyer, Walter Simmendinger und Norbert Kaiser († 03.12.2002) sowie von den Gauehrenmitgliedern Josef Uhl († 06.11.2003) und Max Steck († 25.10.2005).
An der Gau-Generalversammlung 2006 in Biberach schied 2. Gauschützenmeister Ludwig Dirr aus seinem Amt. Knapp drei Jahrzehnte war er als Gaureferent (1976 bis 1986), 3. Gauschützenmeister (1987 bis 1990) und 2. Gauschützenmeister (1991 bis zum 5. Januar 2006) Mitglied der Gauvorstandschaft.
Zwei Tage nach Ostern im Jahre 2007 verbreitete sich in Windeseile eine Schreckensnachricht im gesamten Gau. 1. Gauschützenmeister Günther Oberst hatte einen Schlaganfall erlitten. Doch schon wenig später zeigte sich, dass er sich auf dem Wege der Besserung befand. An der Gau-Generalversammlung, die am 04.01.2008 in Biberachzell stattfand, konnte der Gau seinen 1. Gauschützenmeister wieder offiziell in seiner Runde begrüßen.
Nach vier Jahren Pause wurde im Jahr 2008 vom Schützenverein Adler Hittistetten-Witzighausen wieder ein Frühjahrsgauschießen ausgetragen. Das letzte Frühjahrsgauschießen fand zuvor im Jahr 2003 in Schießen statt.
Ende des Jahres 2008 teilte 1. Gauschützenmeister Günther Oberst der Gauvorstandschaft mit, dass er sich im kommenden Jahr 2009 nicht mehr zur Wiederwahl stellen werde.
Leider stellte sich an der Gau-Generalversammlung in Obenhausen kein Kandidat zur Wahl zum 1. Gauschützenmeister, so dass 1. Bezirksschützenmeister Karl Schnell die Tagesordnung aussetzen musste und mit den 1. Schützenmeister aller Gauvereine über eine Stunde vergeblich nach einer Lösung, also einem Kandidaten, suchte.
So fand am 12.02.2009 in Bubenhausen eine außerordentliche Gau-Generalversammlung statt. Einziger Tagesordnungspunkt die Neuwahlen des Gaus.
Die Gauvorstandschaft war nicht untätig geblieben und konnte den 1. Schützenmeister des Schützenvereins Adler Hittistetten-Witzighausen Karl Heinz Schittenhelm als Kandidaten für das Amt des 1. Schützenmeisters gewinnen.
Mit den Worten "Einen kranken Mann wählt man nicht!" bewarb sich Günther Oberst um das Amt des 1. Gauschützenmeister und mit diesen Worten verabschiedete er sich vor dem Wahlgang bei der Gauversammlung aus seinem Amt.
So ging am 12.02.2009 im Schützenheim in Bubenhausen eine Ära zu Ende.
Auf Vorschlag des neuen 1. Gauschützenmeisters Karl Heinz Schittenhelm wurde Günther Oberst einstimmig zum Gauehrenschützenmeister ernannt und erhielt neben einer Urkunde eine Zeichnung seiner Attenhofener Heimatkirche.
In seiner Laudatio auf den neuen Gauehrenschützenmeister ließ Gauchronist Stephan Haggenmiller die Lebensstationen von Günther Oberst Revue passieren, die ihn nach 13 Umzügen nach Attenhofen und damit in den Rothtalgau brachten. Zudem ging er ausführlich auf die Verdienste des neuen Gauehrenschützenmeisters ein.
Zusammen mit Günther Oberst verabschiedete sich Gaurundenwettkampfleiter Michael Neumeyer nach knapp zwei Jahrzehnten ebenfalls aus seinem Amt.
Auch 2009 fand wieder ein Frühjahrsgauschießen statt. Es wurde vom Schützenverein Hubertus Obenhausen ausgetragen.
Nach 1997 in Weißenhorn fand 2010 wieder ein Bezirksschützentag in unserem Gau statt.
Am 06.03. und 07.03.2010 konnte der Gau den schwäbischen Schützenbezirk zum 60. Schwäbischen Bezirksschützentag im Kloster und Klostergasthof in Roggenburg begrüßen. 1. Gauschützenmeister Günther Oberst hatte sich im Namen unseres Gaus im Jahr 2006 anlässlich des 56. Bezirksschützentag in Oettingen um die Austragung dessen beworben.
Der Bezirksschützentag bildete den Auftakt zu den 100-Jahr Feierlichkeiten des Gaus. Abt Hermann Josef Kugler zelebrierte den Festgottesdienst in der Klosterkirche. Nach dem Festumzug durch Roggenburg fand die Bezirksversammlung mit Neuwahlen statt, an der Bezirksdamenleiterin Martina Steck, die Tochter unseres verstorbenen Gauehrenmitglieds Max Steck, zur stellvertretenden Bezirksschützenmeisterin gewählt wurde.
Wie im Jahr zuvor im Gau wurde Günther Oberst offiziell vom Schützenbezirk verabschiedet und für seine Verdienste um das Schützenwesen zum Bezirksehrenmitglied ernannt. Zudem wurde er mit dem Doppeladler des Schützenbezirks ausgezeichnet.
Mit dem 3. Taditions-Zimmerstutzenschießen in Attenhofen fand eine weitere Veranstaltung anlässlich des 100jährigen Gaujubiläums statt. Über 150 Schützen aus nah und fern nahmen am Zimmerstutzenschießen teil. Neben zahlreichen Preisen stifteten der Rothtalgau und die Stadt Weißenhorn silberne Hutnadeln.
Bis heute (08.05.2010) ist der Mitgliederstand unseres Gaus auf 3.290 angewachsen. Dass ist ein neuer Rekord und der Verdienst aller in den Gauvereinen ehrenamtlich Tätigen.
Die Schützenfamilie des Rothtalgaus trotzt damit dem allgemeinen Trend des Mitgliederschwunds, was umso erfreulicher ist, da die von uns allen hochgehaltenen Werte, die Bewahrung von Gemeinschaft, Kameradschaft, Brauchtum und Kultur, in unserer heutigen Gesellschaft oftmals keine Beachtung mehr finden.
Am 06.05.2010 begann das 79. Frühjahrsgauschießen im Festzelt in Emershofen zusammen mit den Feierlichkeiten zum 100jährigen Vereins- und Gaujubiläums. Insgesamt 503 Teilnehmer aus allen Gauvereinen haben zu einem guten Gelingen der Doppelfeierlichkeiten beigetragen.